Das Geheimnis von Open Source Anwendungen
Not invented here! Aber trotzdem gut
Open Source Software verbinden die meisten Leserinnen und Leser wohl immer noch mit Büroanwendungen oder netten, kleinen Programmen, die das Leben erheitern. Meine erste Berührung: Meine Mutter wollte sich Microsoft Office nicht kaufen, ich wuchs deshalb mit Open Office auf. Und trotzdem: Heute bin ich Microsoft Kunde. Interessantes Detail: Die Windows-Granden liefern heute mit die meisten Open Source Codezeilen.
Städte wie München setzten in der Vergangenheit auf Open Source-Anwendungen, ruderten dann wieder zurück und starten jetzt doch wieder einen neuen Anlauf. Ein Zickzack-Kurs, der bei manchen Beobachter Schadenfreude hervorrief.
Doch auch die Industrie entdeckt Open Source-Anwendungen für sich und nutzt sie aktiv. Die Konzerne wie Bosch, BMW, Trumpf, Roche, Homag oder Intel gehen voran und gründen eigene Organisationen. Aber auch viele Mittelständler haben den Charme der Offenheit für sich entdeckt. Warum?
Keine Angst vor Insolvenzen
Sie profitieren von einer weltweiten Entwicklercommunity, die Ideen in die Anwendungen einbringen, sie weiterführen. Viele KI-Anwendungen sind heute ohne Open Source nicht denkbar. Dazu kommt: Die Unternehmen werben um die besten Köpfe in der IT-Welt. Viele Entwickler sind in den Open Source-Plattformen aktiv. Wer sich dort als Arbeitgeber offen, ideenreich positioniert, kann auch im Recruiting profieren.
Open Source ist darüber hinaus für viele Auftraggeber eine Absicherung. Im Vorfeld von IT-Projekten bemühen Dienstleister und Kunde zahlreiche Anwälte, um im Fall der Insolvenz die Rechte an dem Code abzusichern. Das ist oft teuer, kostet viel Zeit und mit einem Open Source-Ansatz lässt sich das Problem schnell lösen. Das bestätigt auch Julian Feinauer von pragmatic minds. Die Schwaben arbeiten für viele Konzerne und schätzen den Open Source-Ansatz. Geht der IT-Dienstleister finanziell in die Knie ist der Kunde oft gezwungen ihn zu kaufen oder nutzt mit einem neuen Partner die Open Source-Anwendung und entwickelt weiter. Offenheit schafft Vertrauen und spart Geld.
Kein Freibier
Apropos Geld: Ein Missverständnis muss an dieser Stelle ausgeräumt werden. Open Source heißt nicht Freibier für Alle. Es existieren Grundrechte, diese unterliegen zwei Einschränkungen: Der Anwender kann den Code anschauen, kann ihn weitergeben und bearbeiten und weitergeben. Aber: Geld verdienen Anbieter von Open Source-Anwendungen damit, dass beispielsweise Wartung, Service und Dokumentation bepreist werden oder das für Unternehmen wichtige Bestandteile wie beispielsweise eine Benutzerverwaltung oder Security fehlen.
Das zweite Aber: Es gibt Spielregeln, Lizenzen. Open Source Software unterliegen bestimmten Einschränkungen. Ein prominente Lizenz ist GPL. Wenn ich den Code einer Anwendung beispielsweise mit GPL-Lizenz nutze, dann muss sich den Code in meinem Produkt auch offenlegen. Wenn ich den Code intern für eine Optimierungsanwendung nutze, dann hat der Anwender keine Probleme. Sobald ein Produkt entsteht, muss er es öffnen.
Das dritte Aber: Es existieren seit einiger Zeit auch business friendly Lizenzen bspw. Apache oder Eclispe. Der Anwender darf den Code nutzen, muss aber darauf hinweisen, das er nicht der Urheber war. Auch die MIT-Lizenz besitzt viele Freiheiten für den Nutzer.
Der private Hut
Wichtig zu wissen: In der Apache Foundation gibt es keinen Unternehmenshüte. Hier haben Entwickler immer den privaten Hut auf. In der Eclipse Foundation arbeiten Entwickler in Working Groups und die Foundations legen die Spielregeln fest, betreuen die Software.
Und wie sieht es mit der Haftung aus? Es gibt keine. Aber manche IT-Unternehmen haben daraus ein Geschäftsmodell entwickelt und bieten auf Basis von Open Source-Anwendungen sogenannte Service Level Agreements an.
Und jetzt? Probieren Sie es aus, nutzen Sie Open Source, starten Sie mit einer internen Anwendung, testen Sie, lernen Sie neue Menschen, Entwickler kennen und positionieren Sie sich.