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Hirschhausen: “Wo wollen wir hin, was ist ein gutes Leben? Wir könnten es so viel besser haben als jetzt auf diesem wunderbaren Planeten.”

Wie leben wir enkeltauglich?

Viele kennen ihn aus dem Fernsehen, nun kuratiert er auf der DIGITAL X unser Bühnenprogramm „Nachhaltigkeit und Verantwortung“: Eckhart von Hirschhausen. Im Interview erklärt der Arzt und Wissenschaftsjournalist, wie er digital gegen den Verlust der Biodiversität ankämpfen will, und weshalb er seinen Auftritt in Köln mit Humor würzt.

Herr Hirschhausen, auf der DIGITAL X betreuen Sie als Kurator das Thema „Nachhaltigkeit“. Was hat Sie an dieser Aufgabe gereizt?

Die DIGITAL X ist eine spannende Plattform, um sich zu den großen Trends der Techwelt und der Gesellschaft auszutauschen. Als Kurator habe ich die Chance, kluge Impulsgeber, Unternehmer und Wissenschaftler zu der Frage zusammenzubringen, wie wir nachhaltig und enkeltauglich leben und wirtschaften können. Und am meisten freue ich mich darauf, selbst dazuzulernen, auf der Bühne, hinter der Bühne, in den Pausen und beim After-Show-Kölsch.

Sie haben die Showbühne verlassen, um sich auf die Arbeit für Ihre Stiftung „Gesunde Erde – Gesunde Menschen“ und auf Dokumentationen im Ersten zu konzentrieren. Jeder, der Sie schon einmal live erlebt hat, weiß, dass Sie auf der Bühne in ihrem Element sind. Wie schwer ist Ihnen diese Wende gefallen?

Bei der DIGITAL X stehe ich ja wieder auf der Bühne. (lacht) Aber ich bin nicht mehr der Mensch, der ich vor zehn Jahren war. Und die Welt ist auch nicht mehr wie vor zehn Jahren. Ich habe die Themen und die Rolle geändert, aber darüber nicht meinen Humor verloren. Deshalb liebe ich auch alles, was bei solchen Konferenzen spontan und interaktiv passiert. Und diese Souveränität als Keynote-Speaker zum Thema „Persönliche und planetare Gesundheit“ oder als Moderator verdanke ich natürlich den 30 Jahren Praxis.

Unter welchen Gesichtspunkten stellen Sie das Programm für die DIGITAL X zusammen? Welche Schwerpunkte legen Sie?

Als Arzt weiß ich, dass Gesundheit digital unterstützt werden kann, aber analog beginnt: mit der Luft, die wir atmen, dem Wasser, das wir trinken und den Pflanzen, die wir essen können. Außerdem brauchen Menschen eine stabile „Betriebstemperatur“, so wie die Server auch. Deshalb stelle ich inspirierende Speaker und Impulsgeberinnen zusammen, die neue Perspektiven und Lösungen zeigen. Wo gibt es Start-ups, wo sind Trends, was ist heute schon umsetzbar.

Haben Sie ein Beispiel für uns?

Ja – ein Schwerpunkt wird sein, wie der Verlust der Biodiversität auf neue Art gestoppt werden kann, seit digitale Echtzeitdaten zeigen, wo gerade was passiert, und welche Gebiete welchen Wert für uns haben. Mit Satellitendaten, mit Kameras und vor allem mit speziellen Mikrofonen wird so etwas Abstraktes wie Artenvielfalt plötzlich messbar und damit auch handelbar! Denn C02 haben wir so langsam verstanden – aber ohne Insekten kein Frühstück! Ohne Regenwurm keine Landwirtschaft. Und ohne Regenwald kein Regen. Worauf sich auch alle freuen können: In meinen Panels wird das Publikum mit einbezogen und es darf auch gelacht werden!

Die wissenschaftlichen Zusammenhänge beim Thema Klima und Umwelt sind seit vielen Jahren klar. Doch die Dringlichkeit des Themas ist vielen dennoch nicht bewusst. Mehr noch: Beim Klimaschutz scheint uns in der EU gerade die Puste auszugehen. Brauchen wir neue Narrative, um über die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen „konstruktiver“ zu erzählen?

Unbedingt! Wir haben seit 50 Jahren die Gewissheit, dass unendliches Wachstum auf einem endlichen Planeten keine besonders gute Idee ist. Arten sterben aus, wenn sich das Klima ändert, wenn neue Seuchen kommen und die Art unfähig ist, sich anzupassen. Uups – alle drei Bedingungen sind für Menschen erfüllt. Sind wir echt zu doof, unser eigenes Aussterben zu verhindern? Ich finde nicht! Was uns aktuell dazu fehlt, ist ein Zielbild. Wo wollen wir hin, was ist ein gutes Leben, das nicht immer mehr Ressourcen irreversibel verballert, worauf wollen wir mal stolz sein? Wir könnten es so viel besser haben als jetzt auf diesem wunderbaren Planeten. Und vor allem gesünder an Leib und Seele sein.