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Burkhart: Was würde die Welt vermissen, wenn es mich und mein Unternehmen nicht gäbe?

Lebst du, um zu arbeiten oder arbeitest du, um zu leben?

Steffi Burkhart betreut in diesem Jahr das Programm unserer Megatrend-Bühne „Zukunft der Arbeit“. Wir wollten von der Expertin für New Work wissen, wie die Generation Z wirklich tickt und ob der Arbeitsplatz Büro bald ausgedient hat.

Auf der DIGITAL X betreuen Sie als Kuratorin den Megatrend „Future of Work“. Was gefällt Ihnen an dieser Aufgabe?

Bei einem so tollen Event wie der DIGITAL X das Thema „Future of Work“ inhaltlich mit ausgestalten zu dürfen, hat einen besonderen Reiz. Mir ist es wichtig, dass wir dabei unterschiedliche Perspektiven und Impulse aus Wissenschaft, Wirtschaft und Zukunftsinstitutionen auf der Bühne präsentieren, und zwar in unterschiedlichen Formaten.

Sie sind ein Sprachrohr für die Generationen Y, Z und Alpha. Warum liegt Ihnen diese Thematik so am Herzen? 

Die Generationen Y, Z und Alpha werden um 2030 herum mehr als 75 Prozent unserer Workforce stellen. Sie sind die Schlüsselgenerationen, um die Welt-, Wirtschafts- und Klimaprobleme zu lösen und KI in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik sinnvoll zu nutzen. Früher haben wir immer geglaubt, dass Politik solche Probleme lösen wird. Jetzt befinden wir uns in vielen Industrienationen in Vertrauenskrisen. Ein „weiter so wie bisher“, ein Agieren aus dem Modus der Erfahrung kann es nicht mehr geben auf den Themenfeldern, die für junge Menschen relevant sind. Wir brauchen also neue Werkzeuge und vor allen Dingen auch die Men- and Women-Power, um diese Probleme technologisch und wissenschaftlich zu lösen.

Auf welche konkreten Spielregeln der Millennials und der Gen Z müssen Unternehmen in Zukunft noch stärker eingehen?

Sie fordern viel flexiblere Arbeitszeit- und -ort-Modelle und hinterfragen, was sie mit ihrer begrenzten Lebens- und Arbeitszeit anstellen wollen; welchen positiven Impact sie erzeugen können mit dem, was sie tagtäglich tun. Wir steuern auf eine Ära zu, in der nicht Wachstum, sondern die Purpose-Frage immer mehr im Zentrum steht. Was ist sinnvoll? Das wird bis 2035 und darüber hinaus zur zentralen Frage in allen Unternehmen – von Audi bis Zalando, diese Frage wird uns alle persönlich ein Leben lang begleiten.

Was treibt uns an?

Es gibt fünf Antreiber, die unabhängig von den Generationen wirken. Status ist der erste Aspekt. Er beinhaltet Einfluss und Macht. Den zweiten Aspekt nennen wir in der Forschung Nutzenorientierung: „Lebst Du, um zu arbeiten? Oder arbeitest Du, um zu leben?“ Status- und Nutzenorientierung sind extrinsische Aktivierungen. Die Probleme, die wir gerade beobachten – ob Lieferkettenprobleme, Ressourcenknappheit, hohe Zinsen, Kriege und Krisen sowie die VUKA-Realität – also Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität – führen zu einer neuen Betrachtung in der Verhaltenspsychologie, nämlich die der intrinsischen Motivation.

Welche Folgen hat das?

Angetrieben durch die Millennials und die Generation Z kommen drei neue Antreiber hinzu. Erstens, die Frage nach dem positiven Impact des eigenen Tuns. Anders formuliert: Was würde die Welt vermissen, wenn es mich oder mein Unternehmen nicht gäbe? Zweitens: der Fokus auf die Gemeinschaft. Wir werden einen Shift erleben von einer Community hin zu einer Care Unity. Im Unternehmenskontext sprechen wir hier von sogenannten Caring Companies, in denen wir nicht nur ein Wohlfühlpaket für Mitarbeitende, sondern auch für deren Partner*in und Kinder schnüren. Drittens: Leidenschaft. Sie ist das, was Top-Talente und Top-Brands antreibt.

Auf welche Dimension sollten sich Unternehmen besonders konzentrieren?

Wer in den nächsten zwei Jahrzehnten erfolgreiche Marken, Unternehmen, Teams und Produkte entwickeln will, muss gleichzeitig auf alle fünf Dimensionen eingehen. Die Aufgabe wird es sein, Umgebungen zu kreieren, in denen die Menschen individuell Sinn erleben.

Stichwort Flexibilisierung: Hat sich das klassische Büro überlebt?

Seit Corona sprechen wir von vier Arbeitsorten, den „Four Places of Work“. Erstens das Home-Office, zweitens das Büro bzw. die klassische Arbeitsstätte. Der „third Place“ ist „anywhere else“, kann also überall sein –beispielsweise das Café, der Van, das Hotelzimmer oder der Flughafen. Der vierte Arbeitsort ist der virtuelle Raum, der zukünftig das Metaverse sein wird. Diese Orte müssen für eine reibungsfreie Employee Journey optimal verzahnt werden. Das Büro wird künftig zu einem Point of Experience, bei dem es wichtig ist, für die Menschen Wow-Momente und positive Emotionen zu erzeugen. Wir sollten es mehr als Begegnungs- statt als klassische Arbeitsstätte verstehen.

Welche Hoffnungen verbinden Sie mit Technologie?

Ein echter Lichtblick ist für mich das neue Ecosystem aus optimistischen technologieaffinen Unternehmen. Es ist entscheidend, um in den nächsten fünf bis 20 Jahren die beste aller möglichen Welten zu erschaffen. Unternehmen sollten sich nicht nur mit der KI-Technologie beschäftigen, sondern Teil dieses Ecosystems werden. So viele Menschen wenden derzeit weltweit KI an und können bei all diesen spannenden Entwicklungen, die gerade stattfinden, dabei sein. Egal, ob jemand ChatGPT in Afrika, Asien oder in Europa benutzt – wir befinden uns in einem demokratischen Momentum in der Menschheitsgeschichte.