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Brankovic: Eine Technologie, die unser Leben erleichtert, wird den Menschen nicht ersetzen. Und die anderen Technologien werden nicht bestehen.

„Konnektivität ist eine gigantische Chance“

Maja Brankovic, stellvertretende Chefredakteurin der WirtschaftsWoche, kuratiert auf der DIGITAL X den Megatrend Connected Business. Im Interview erklärt sie, welche Chancen Konnektivität bietet, warum der Mensch im Mittelpunkt der Technologie steht und wie sie die Besucher*innen optimistisch stimmen möchte.

Auf der DIGITAL X sind Sie als Kuratorin für das Thema „Connected Business“ zuständig. Was hat Sie an dieser Aufgabe gereizt?

Wir erleben gerade den Anfang einer neuen technologischen Epoche. 2020 waren Schätzungen zufolge acht Milliarden Geräte miteinander vernetzt. 2030 sollen es schon 50 Milliarden sein. Das bedeutet tiefschneidende Veränderungen, für alle Lebens- und Arbeitsbereiche. Die Unternehmen haben jetzt die Möglichkeit, diesen Wandel zu gestalten. Dabei können wir voneinander lernen. Ich finde es eine tolle Aufgabe, diesen Austausch zu fördern.

Welche Schwerpunkte legen Sie bei der Gestaltung des Programms?

Konnektivität ist für die Wirtschaft eine gigantische Chance. Wir wollen Best-Practice-Beispiele zeigen. Die Menschen im Publikum sollen erleben, wie sehr sich unsere Art zu leben, zu arbeiten und zu produzieren zum Positiven verändern kann.

Seit acht Monaten sind Sie stellvertretende Chefredakteurin der WirtschaftsWoche, zuvor waren Sie sieben Jahre bei der FAZ. Was bringen Sie von Ihrem Background als Wirtschaftsjournalistin mit in die Diskussion?

Wir Journalist*innen wollen mit unserer Arbeit informieren und eine Einordnung bieten, wir wollen aber auch unterhalten und hin und wieder inspirieren. Genau darum soll es auch auf der Connected-Business-Bühne gehen.

Was möchten Sie den Besucher*innen der DIGITAL X in den beiden Tagen der Veranstaltung vermitteln?

Ich möchte sie optimistisch stimmen. Ich möchte, dass sie möglichst viele Erkenntnisse mitnehmen, die sie in ihre Unternehmen hineintragen können – und von denen sie auch zu Hause beim Abendessen erzählen. Vor allem sollen sie eine gute Zeit haben und sich miteinander vernetzen.

Und was wollen Sie selbst aus Köln mitnehmen?

Ich freue mich auf die Begegnung und den Austausch mit vielen spannenden Menschen.

Der Mensch steht im Mittelpunkt

Connected Business ist ein Sammelbegriff für die Vernetzung von Unternehmen mit Partnern und Plattformen, mit Produkten und Prozessen. Basis ist Technologie. Wo bleibt da der Mensch?

Die Frage ist mir viel zu negativ geframt. Ich möchte sie positiv umdeuten: Der Mensch ist die Essenz des Ganzen, er steht dabei im Mittelpunkt. Wir Menschen haben die Technologie geschaffen, wir steuern sie, wir sind das Ziel. Was wir nicht brauchen, wird nicht bestehen. Unsere Jobs und unser Miteinander befinden sich in einer gravierenden Transformation – und die wird noch lange weitergehen. Seien wir doch mal kulturoptimistisch: Eine Technologie, die unser Leben erleichtert, wird den Menschen nicht ersetzen. Und die anderen Technologien werden nicht bestehen. 

Deutschland gilt als Land der Maschinen- und Autobauer, mit einem starken Mittelstand und vielen Hidden Champions. Was digitale Plattformen angeht, spielt die Musik jedoch in den USA und auch in China. Wo sehen Sie die Chance für einen deutschen Big Player?

Jedenfalls nicht im „One size fits all“. Für die großen Lösungen haben die großen Tech-Konzerne einen Wettbewerbsvorteil, den werden wir so schnell nicht überwinden. Aber die KMUs haben oft ganz konkrete Herausforderungen – da können konkrete, kleinere Lösungen schon einen Rieseneffekt haben. Darin liegt für Deutschland auch eine gewaltige Chance.

In den USA werden Milliarden in Zukunftstechnologien investiert, in Deutschland nur Millionen. Man bekommt den Eindruck, Deutschland sei ein Land der Zauderer. Können Events wie die DIGITAL X hier eine Aufbruchstimmung bewirken?

Das wäre zu wünschen. Ich befürchte leider, dass es Deutschland für eine echte Aufbruchstimmung an Leidensdruck fehlt. Richtig schlecht ist es nicht gerade hier im Land. Wir haben keine nennenswerte Arbeitslosigkeit, keine nennenswerte Armut. Ich glaube trotzdem, dass Events wie die DIGITAL X extrem wichtig sind. Die Besucher sehen, was für großartige Dinge die Menschen hier auf die Beine stellen. Sie vernetzen sich miteinander. Und dann nehmen sie die Saat mit nach Hause.

Die Krisen der vergangenen Jahre haben die Weltwirtschaft verändert: Der Trend geht in manchen Branchen weg von grenzenloser Globalisierung hin zu lokaler Produktion und diverseren Lieferketten, aber auch zu Abschottung von Märkten. Wie passt das zusammen mit der Vision eines Connected Business? Immerhin wollen auch immer mehr Unternehmen ihre Produkte international vertreiben.

Der Trend wird enger interpretiert als gelebt. Er bedeutet nicht, dass nur noch vor der Haustür gesourct und produziert wird. Lieferketten resilienter gegen äußere Schocks zu machen, ist kein Abgesang auf die Globalisierung, im Gegenteil: Es stärkt den einzelnen und auch seine Partnerschafen. Was die Abschottung der Märkte angeht: Das ist in der Tat eine besorgniserregende Entwicklung. Am Ende bleibt aber mein ungebrochener Glaube daran, dass es nur eine Phase sein wird – weil es nur eine Phase sein kann. Handel ist der offensichtliche Schlüssel unseres Wohlstands – unterm Strich. Nur müssen wir nach wie vor bessere Antworten darauf finden, dass nicht alle dabei auf der Gewinnerseite stehen.

Wie können sich auch KMU die Künstliche Intelligenz zunutze machen?

Indem sie mutiger werden. Und pragmatischer.