Interview zur Förderpolitik mit Rafael Laguna de la Vera
Interview zur Förderpolitik: Wie man große Sprünge bei Innovationen erreicht
Bundeskanzlerin Angela Merkel ist mit der Entwicklung der Bundesagentur für Sprunginnovationen nicht zufrieden. Auf dem Forschungsgipfel kritisierte die Regierungschefin, dass die, auch auf ihr Betreiben, gegründete Agentur derzeit über zu wenig Freiraum verfüge und zu sehr nach den Bedingungen des Bundesrechnungshofes arbeiten müsse. „Daher ist der Sprung noch relativ klein“, so Merkel.
Die 2019 in Leipzig gestartete Agentur soll mit 1 Milliarde Euro aus Bundesmitteln in den nächsten zehn Jahren disruptive Innovationen fördern, aus denen völlig neue Märkte entstehen. Auch die Trennung in zwei Agenturen hält Merkel für problematisch. So gibt es eine Innovationseinheit für den zivilen Sektor und eine Cyberagentur für den militärischen Sektor. Dies sei eine typisch deutsche Lösung. Das amerikanische Vorbild DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency) ist eine Organisation des US-Verteidigungsministeriums und forscht in beide Richtungen. DARPA entwickelte bekanntlich die Urform des Internets.
Rafael Laguna de la Vera, Gründungsdirektor der Bundesagentur für Sprunginnovationen, sieht nach dem ersten Jahr seiner Tätigkeit positive Entwicklungen:
„Ein erster Erfolg ist, dass wir selbst hervorragende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefunden haben, und auf der anderen Seite sind es natürlich die Projekte, die bei uns eingereicht wurden oder die wir aktiv gesourct haben. Das war meine größte Sorge, dass wir eine tolle Agentur aufbauen, und dann kommt keiner. Wir haben jetzt rund 45 Projekte ausgewählt, die zu uns passen. Davon haben wir ein Viertel schon weiterentwickelt. Das heißt, wir können die Agentur auf die geplante Investitionshöhe bringen“, sagt er im Interview mit Merton, dem Onlinemagazin des Stifterverbandes. Man wolle neue Förderungsinstrumente erfinden. Die Schwächen der heutigen Möglichkeiten sind offensichtlich und wurden von Merkel auf den Punkt gebracht.
„Da liegen mindestens 50 Prozent unserer Arbeit. Der andere Teil ist das, was man von außen sieht, die Projekte. Das macht wirklich Spaß und der Zuspruch ist groß. Wir haben bislang mehr als 440 Projektvorschläge aus den unterschiedlichsten Bereichen bekommen“, erläutert der Agenturchef.
Am 1. Juni sprechen wir um 18 Uhr im DIGITAL X #AdHoc mit Rafael Laguna de la Vera über eine Verbesserung der Fördermaßnahmen für große Innovationssprünge.