Future Skills: Wie die digitale Arbeitswelt den Menschen in den Mittelpunkt rückt
Wie sieht sie aus, die Zukunft der Arbeit? Welche Rolle wird dem Menschen angesichts KI und Co. zukommen? Laut Prof. Dr. Stephanie Heinecke und Prof. Dr. Denis Krämer von der Hochschule Fresenius müssen wir besonders jetzt unsere menschlichen Fähigkeiten stärker ausprägen und einsetzen.
Von Virtual Reality bis Künstliche Intelligenz: Die Arbeitswelt verändert sich in rasantem Tempo. Wohin die Reise geht, wissen wir – digitale Technologien avancieren zum Dreh- und Angelpunkt im Job. Doch welche Skills muss der Mensch im Gepäck haben, damit der Umgang mit KI und Co. gelingt? Auf welche Fähigkeiten kommt es an, damit die Reise für alle ein Happy End hat?
Die digitale Arbeitswelt funktioniert nur, wenn Mitarbeitende entsprechend digitale Kompetenzen aufbauen, meint die Fachwelt. Klingt logisch. Ist aber auch verbunden mit einem großen Aber, sagen Prof. Dr. Stephanie Heinecke und Prof. Dr. Denis Krämer von der Hochschule Fresenius. Beide forschen aus (wirtschafts)psychologischer Perspektive zum Thema Future of Work – wobei Heinecke dabei den Fokus auf die digitale Transformation und Krämer auf die metaphysische Personal- und Organisationsentwicklung legt. Sie sehen den Menschen im Mittelpunkt der digitalen Transformation. Denn wo digitale Technologien an ihre Grenzen kommen, ist der Mensch gefragt. Und das künftig noch viel stärker als bisher.
Wann ist ein Mensch ein Mensch?
Denn damit KI-Tools langfristig dem Mitarbeitenden assistieren und nicht andersherum, brauche der Mensch vor allem ein „höheres Bewusstsein“. Damit meint Krämer, Studiendekan Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Fresenius, ausgeprägte psychosoziale Kompetenzen. Dazu gehört beispielsweise, Konflikte im Team zu lösen, bewusst zu kommunizieren, zu priorisieren und Entscheidungen zu treffen. Führen wir uns die typisch menschlichen Fähigkeiten vor Augen, fällt es leichter zu erkennen, welche Tätigkeiten in Zukunft Relevanz für Jobprofile haben werden. KI besitzt zum Beispiel keine Empathie. Bevor wir KI also einen Spielzug ausführen lassen, sollten wir Menschen sicherstellen, dass wir die Regelmacher sind. Heißt auch: Trotz des riesigen technischen Potenzials und einem anspruchsvollen Wandel werden menschliche Resilienz und ein kühler Kopf, der ethisch korrekte Entscheidungen trifft, immer wichtiger. Und diese Kompetenzen müssen alle Generationen gleichermaßen stärken – von Boomer bis Gen Z. Doch gerade jüngere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer stellen ohnehin vermehrt die Frage, welchen Sinn sie mit ihrer Arbeit stiften können. KI kann den Trend von „Purpose-driven-Organisations“ noch manifestieren.
So gedeihen Future Skills
So verlangt die digitale Transformation den Mitarbeitenden einiges ab. Die Herausforderung: Aspekte rund um die psychische Gesundheit werden von Unternehmen schon heute, wie auch in Zukunft, als enorm relevant eingeschätzt, so eine Studie der Techniker Krankenkasse. Besonders die Menge und Komplexität der täglichen Aufgaben nennen sie als belastend. Und nun soll künftig noch mehr Wandel in den Joballtag einziehen? Um Überforderung für nachfolgende Generationen möglichst zu verhindern, sieht sich die Hochschule in der Pflicht, ihre Studierenden von Anfang fit für die steigende Komplexität der Welt zu machen. Studiengänge sind so aufgebaut, dass sie junge Menschen unterstützen, offen zu sein, sich an die (technologischen) Veränderungen anzupassen und mit unsicheren Situationen umzugehen. Das Ziel: eine positive Anpack-Mentalität stärken.
„Zugleich kann aber auch Technologie ein Lösungsbereiter sein“, sagt Prof. Heinecke, Vizepräsidentin für Campusstudium und Qualitätsentwicklung an der Hochschule Fresenius. Ein Beispiel ist die BARMER-Lösung Wellsphere. Die VR-Lösung vom Fürstenberger Institut und der Telekom verbessert das Betriebliche Gesundheitsmanagement, indem es Mitarbeitenden einen Avatar zur Seite stellt. An diesen können sie sich wenden und im geschützten virtuellen Raum erste Sorgen loswerden. Zudem schafft die Lösung ein niedrigschwelliges Angebot für digitale Kurse, die sich in den Alltag integrieren lassen, etwa digitales Aufmerksamkeitstraining.
Das können Führungskräfte tun
Und was können Führungskräfte tun, damit Mitarbeitende ihre Future Skills schärfen? Mit einem Wandel geht selbstverständlich immer Unsicherheit einher. Führungskräfte können hier Halt geben und das Team leiten. „Sie müssen sich ausreichend Zeit nehmen, um ein gutes Verständnis von KI und ihrem Einsatzpotenzial zu entwickeln. In ihrer verantwortungsvollen Rolle können sie die Transformation gezielt steuern. Ganz wichtig ist, das Verständnis und Vertrauen der Mitarbeitenden zu stärken und Berührungsängste mit KI-Tools zu nehmen“, sagt Professorin Heinecke.
Ohne Doing kein Learning
Die Fresenius Hochschule selbst setzt bei Studierenden wie Lehrkräften auf Learning-by-Doing. Sie werden Schritt für Schritt an KI herangeführt, indem sie diese bei Projekten oder Hausarbeiten einsetzen und eigenständig Erfahrungen sammeln. Wichtig ist dabei die Einordnung von Informationen: Was sagt die KI, was sagen andere Quellen? Welcher Prompt produziert welche Ergebnisse? Welche Tools gibt es, um Arbeitsschritte KI-gestützt zu optimieren? So lernen Studierende, KI so einzusetzen, wie es auch wirklich sinnvoll ist. Auch wie dieser Lernprozess bei allen Generationen erfolgreich verläuft, untersucht die Hochschule Fresenius aktuell.
Science Check: Von der Wissenschaft lernen
Mehr erfahren Interessierte auf der DIGITAL X 2024 am 18. und 19. September in Köln: Beim Science Check am 18. September um 11:15 Uhr auf der Megatrendbühne „Future of Work“ geben Krämer und Heinecke gemeinsam mit ihren Studierenden weitere Einblicke in ihre Arbeit – und beleuchten vor allem das Zusammenspiel von KI und Mensch am Arbeitsplatz von morgen.